Aussage im Verfassungsausschuss im Kärntner Landtag von Obman Oman

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, sehr geehrte Damen und Herren !

Zunächst möchte ich mich als Obmann des Vereines der Kärntner Windischen für die Einladung beim Verfassungsausschuss bedanken. Bedanken will ich mich auch beim Abgeordneten Herbert Gaggl, der sich für uns besonders eingesetzt hat. Wir haben nicht die Möglichkeiten und die finanziellen Mittel, uns über die Medien, oder sonstige Schriften an die Öffentlichkeit zu wenden. Und so will ich heute die Gelegenheit wahrnehmen, unsere Sorgen und Wünsche an die Politik zu richten.

Sprache kann verbinden, aber auch trennen !

Die Politik, die Kirche und die Slowenen in Kärnten reden immer von einem gemeinsamen Kärnten. Durch ständige neue Forderungen erreichen sie unserer Meinung nach aber das Gegenteil, da dies eher dazu führt, die verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu trennen, als zu vereinen.

Ich lebe im gemischtsprachigen Gebiet und durch meine Tätigkeit als Vereinsobmann der Kärntner Windischen konnte ich in den letzten Jahren viele liebe Leute in allen Tälern, wo Windische und Slowenen leben, kennen lernen, viele gemeinsame kulturelle Veranstaltungen besuchen und mich mit vielen Freunden austauschen.

Die Sorge, dass unsere verschiedenen slawisch-windischen Dialekte, die in unseren Tälern seit Jahrhunderten gesprochen werden, immer weniger werden und zu wenig an die Jugend weitergegeben werden, ist überall zu spüren. Dies hat wohl mehrere Ursachen. Einerseits bezeichnen uns die Nationalslowenen als Abtrünnige oder Renegaten, andererseits fehlt aber auch dem deutschsprechenden Teil der Bevölkerung das Verständnis für uns. Beide Seiten vergessen gerne, dass es die Windischen waren, die die Abstimmung zu Gunsten Kärnten und Österreichs entschieden haben und nur ihnen verdankt es die Nachwelt, dass Südkärnten die TITO-Ära erspart geblieben ist.

Heute wird sogar versucht, die Volksabstimmung von 1920 so darzustellen, dass die Slowenen ausschlaggebend für den positiven Ausgang der Abstimmung waren. Das ist eine falsche Darstellung der Geschichte. 15.279 Personen, das sind 41 %, haben für Jugoslawien gestimmt. Es ist natürlich davon auszugehen, dass hauptsächlich Slowenen für den Anschluss an das sogenannte „Mutterland“ Jugoslawien gestimmt haben. Auch heute noch sind die Interessen der Slowenen in Kärnten kulturell wie auch in anderen Bereichen auf Slowenien ausgerichtet.

Den Teil der Kärntner Bevölkerung, die nicht im gemischtsprachigen Gebiet leben, scheint die Unterscheidung zwischen den Slowenen und Windischen allzu oft von belangloser Natur zu sein. Bei Überlegung folgender Fakten der jüngsten Geschichte unseres Landes muss aber jedem Kärntner folgendes klar sein. Der Abwehrkampf hätte nie organisiert, die Volksabstimmung in der Zone A niemals zu Gunsten Österreichs entschieden werden können, wenn nicht ein großer Teil der gemischtsprachigen ( zweisprachigen ) Bevölkerung, also die Windischen, für die Erhaltung des ungeteilten Landes eingetreten wären.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde auf die Windischen wieder Druck ausgeübt und viele wurden verschleppt.

Wir haben auch nach diesen schlimmen Ereignissen – nach dem Abwehrkampf und dem zweiten Weltkrieg mit seinen Folgeerscheinungen – wieder zusammengefunden und gemeinsam gearbeitet, gefeiert und gesungen, wie es schon unsere Vorfahren jahrhundertlang getan haben. Das hat sich aber mit der Zeit geändert.

Ich darf ihnen aus meiner Erfahrung aus dieser Zeit aus meiner unmittelbaren Umgebung in unserem schönen Gailtal folgendes berichten.

In den 50iger und 60iger Jahren war es üblich, das die Grundschullehrer auch für die kulturelle Erziehung auf dem Lande zuständig waren. Wir hatten bei uns ein engagiertes Lehrerehepaar und es wurde eine Theatergruppe sowie eine Gesangsgruppe ins Leben gerufen. Jung und Alt betätigte sich und es war auch eine schöne Freizeitgestaltung. Alle haben mitgemacht. Es gab keine Unterschiede zwischen Bauern, Handwerkern, Arbeitern oder Beamten, auch keine sonstigen politischen oder sprachlichen Spannungen. Die wenigen Personen, die sich heute zur slowenischen Volksgruppe bekennen, sind damals, wie wir alle, im Kärntner Gewand aufgetreten. Wir haben die alten Lieder, deutsche oder windische, mit Freude gesungen.

Ende der 60iger Jahre hat diese Gemeinsamkeit schön langsam aufgehört. Es waren viele Faktoren maßgebend. Die Lehrer haben sich vom Kulturauftrag verabschiedet und sich der politischen Arbeit zugewandt. Im slowenischen Gymnasiums in Klagenfurt wurde die Jugend eher in Richtung nationalslowenisch erzogen. Auch haben die Terroranschläge in Südkärnten, die, wie man heute weiß, vom Jugoslawischen Geheimdienst der UDBA, mit Unterstützung von Kärntner Slowenen verübt wurden, dazu beigetragen, dass die Bevölkerung von dieser Gemeinsamkeit abgerückt ist.

Was unterscheidet den Windischen von den Slowenen?

Wir haben sicher eine gemeinsame Vergangenheit und auch eine gemeinsame ursprüngliche Sprache, das Windisch oder Slawisch ( lingua slavica – in windischer Red, wie es die Geschichtsschreiber bei der letzten Herzogseinsetzung in Karnburg beim Fürstenstein beschrieben haben ). Die Sprache hat sich in verschiedenen Dialekten in Krain und in Kärnten entwickelt. Aus dem Krainer Dialekt ist die slowenische Schriftsprache entstanden, die den Windischen in Kärnten nicht geläufig war, außer dem katholischen Klerus, der nationalslowenisch ausgerichtet war, sowie einigen Intellektuellen.

Ich darf ihnen ein paar Unterschiede zwischen Windisch und Slowenisch bringen:

Deutsch Windisch Slowenisch

Rauchfangkehrer raufenkehrer dimnikar

Schuhmacher šustar čevljar

Pfarrer, Priester fajmoštr župnik

Garten ums Haus Baumgartl sadovnjak

Obwohl sich die Windischen selber gelegentlich „Slowenen„ nennen, hatten sie sich nie als Slowenen gefühlt. Die Abneigung gegen den Balkan und gegen das slowenische Krain ist für die Windischen von jeher genauso charakteristisch gewesen, wie die Treue zu Kärnten und Österreich. Die Zahl der Windischen war nie feststellbar, denn sie brauchten nie gezählt zu werden, da sie keine politischen Wünsche hatten, sich nie als Minderheit fühlten, sondern sich in ihrer Mehrzahl mit den deutschsprachigen Kärntnern immer eins fühlten.

Und wie ist es den Windischen gedankt worden?

Den Dank des Landes haben in der Vergangenheit nur die Slowenen in Kärnten erhalten.

Ortstafeln, Schulen, bevorzugte Postenbesetzung, kulturelle Unterstützung und in vielen Bereichen großzügige Förderungen. Dies ist hier nur eine Feststellung der Tatsachen, es soll nicht Neid und Zwietracht und das Ausspielen der Menschen gegeneinander schüren.

Die Kärntner Windischen bilden keine Parallelgesellschaft, sondern sind vollständig in der Kärntner Gesellschaft integriert. Sie akzeptieren uneingeschränkt Deutsch als die Kärntner Landessprache und als alleinige Verwaltungssprache.

Die Kärntner Windischen pflegen das Brauchtum, die angestammte Kultur und die windischen Dialekte, wie sie tälerspezifisch gesprochen werden.

Die Kärntner Windischen bekennen sich zu ihren slawischen Wurzeln.

Die Kärntner Windischen haben mehrheitlich dazu beigetragen, dass 1920 Kärnten frei und ungeteilt in die Zukunft gegangen ist.

Die Vorbereitungen für das 100 Jahr Jubiläum der Volksabstimmung sind seit 2016 voll im Gange. Wir vom Verein der Kärntner Windischen, sind schon am 20. Feb. 2016 an den Kurator der Landesaustellung und an die politisch Verantwortlichen herangetreten und haben unsere aktive Mitarbeit angeboten. Bis dato sind wir nur mit guten Worten hingehalten und noch in keine Gespräche oder sonstige Aktivitäten eingebunden worden.

Nun ist aber der Zeitpunkt gekommen, in dem die Windischen unbedingt darauf beharren müssen, dass ihre Existenz nicht übersehen wird. Land und Regierung haben die moralische Pflicht, darauf zu achten, dass bei allen Entscheidungen, die Südkärnten betreffen, auch die Sichtweise der Windischen berücksichtigt wird. Wir verwahren uns dagegen „Slowenen „ genannt zu werden und über unsere Köpfe hinweg den Slowenen zugezählt zu werden, die nur einen kleinen Teil des Volkes in Südkärnten darstellen, das zwei Sprachen spricht.

Der Verein der Kärntner Windischen hat nie einen Antrag um Aufnahme in die Kärntner Landesverfassung gestellt, wohl aber die derzeitige Koalition in der Landesregierung gebeten, für die Zukunft legistisch oder durch Verwaltungsmaßnahmen vorzusehen, das Windisch und die Kärntner Windischen gleich behandelt werden wie die schon im österr. Volksgruppengesetz besonders geschützten Slowenen in Kärnten.

Die Kärntner Windischen verdienen es daher mehr als die Kärntner Slowenen, in der Kärntner Verfassung verankert bzw. erwähnt zu werden.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.