Antwort auf den Leserbrief von Oswald Oman von Dr. Tarina Druml-Leiler

Bezugnehmend auf den Leserbrief „Heimatfeindlich“ vom Obmann des Vereins der Kärntner Windischen

Fangen wir von vorne an …

Es war einmal die österreichisch-ungarische Monarchie, ein Vielvölkerstaat, ein Kaiserreich, das sich durch geschickt arrangierte Heiraten stetig vergrößert hatte. Viele Völker, viele Ideen, die nur schwer vereinbar waren. Gegipfelt hat das alles im ersten Weltkrieg. Die Monarchie zerfiel, was übrig blieb waren neue unabhängige Staaten, mit neuen Grenzen. Es entwickelten sich Grenzkonflikte, in Kärnten der sogenannte Abwehrkampf.

1920 wurde in Kärnten darüber abgestimmt, ob der südlichste Teil des Landes an Jugoslawien fallen oder bei Österreich bleiben sollte. Es wurde mit der Mehrheit der Stimmen für den Verbleib bei Österreich gestimmt (auch die slowenischsprachige Bevölkerung hat zum größten Teil für Österreich gestimmt).

Schreiten wir in der Geschichte nun etwas schneller voran: 1938, der Anschluss an Nazideutschland ist vollzogen. Hitler ist nun auch Österreichs Führer, mit allen Konsequenzen. Eine Zeit des absolut Bösen, wo Angst vorherrschte und die Menschlichkeit jäh verloren ging. Plötzlich wurden Leute von den eigenen Nachbarn denunziert, nur um selber nicht in die Hände der NS Schergen zu fallen. Kärnten sprach plötzlich Deutsch, wer sich weigerte die slowenische Muttersprache verstummen zu lassen, wurde auf vielfältige und brutale Weise zum Schweigen gebracht. Einige entschieden sich zu kämpfen, gingen in die Wälder und verteidigten das, was ihnen am Wichtigsten erschien: Ihr Leben, das ihrer Lieben, die Sprache und Kultur, die sie kannten. Vielleicht sind in dieser Zeit Rufe laut geworden, man hätte sich doch damals 1920 anders entscheiden sollen.

Der zweite Weltkrieg verging. Was übrig blieb waren Millionen toter Menschen und noch viele mehr die stark traumatisiert und orientierungslos waren.

Konnte man neben dem Nachbarn leben, dem man zu verdanken hatte, dass man in die Strafkolonie oder ins KZ geschickt wurde? Konnte man verzeihen, wenn Kärntner durch die Hand von Kärntnern starben? Die Konflikte waren vielfältig. Hitler hat wahnsinniges Chaos, Hilflosigkeit und blinde Wut zurückgelassen. Deshalb sollte man Aussagen, die damals von namhaften Politikern geäußert wurden, nicht in die heutige Zeit übertragen. So wie es z.B. der Verein der Kärntner Windischen auf seiner Homepage immer noch tut.

Aus Angst, Ähnliches könnte sich wiederholen, haben viele beschlossen der slowenischen Sprache den Rücken zu kehren. Einige blieben eisern und sagten sich, jetzt erst recht. Es entstand ein Konflikt, der sich jeder Logik entzieht. Wenn mein Urgroßonkel, dessen Umgangssprache nur der slowenische Dialekt des Gailtales war, sagte: „Jes sen niamc“ (Ich bin Deutscher). Oder wenn am Kirchtag in slowenischer Sprache darüber diskutiert wurde, ob nun slowenische oder deutsche Lieder gesungen werden sollen.

Die, die Slowenisch konnten, bekannten sich nicht mehr dazu.

Es folgte der Ortstafelstreit. In vielen Augen heute eine Lächerlichkeit, aber man darf nicht vergessen, dass es um viel mehr ging. Es ging um die Identität, um die Anerkennung der slowenischsprachigen Volksgruppe in der Öffentlichkeit.

Fehler gab es genug in der Vergangenheit, wäre es nicht an der Zeit, die Gräben zu ebnen statt neue zu schaufeln?

Lieber Herr Oman, glauben Sie nicht mit dem Windischen das Rad neu erfunden zu haben. Kein seriöser Linguist wird ihre Theorien unterschreiben.

Sprechen Sie ruhig den Dialekt, der auch der Meine ist. Singen Sie die Lieder, die auch ich singe. Von mir aus nennen Sie diesen Dialekt Windisch.

Aber unterstellen Sie Leuten wie mir keine Heimatfeindlichkeit und hören Sie auf Aussagen der traumatisierten Nachkriegsgeneration auf meine Generation zu übertragen.

ICH BIN NICHT HEIMATFEINDLICH!!!

Ich bin Kärntner Slowenin, meine Muttersprache ist Slowenisch, mein Mutterland ist Kärnten und ich bin Angehörige des österreichischen Volkes! In Kärnten liegen meine Wurzeln, hier bin ich zuhause! Ich bin es leid, das immer wieder erklären zu müssen.

Meine Muttersprache soll nicht ewiges Politikum sein, sondern moderne Normalität!

Dr. Tarina Druml-Leiler

Daraufhin Oswald Oman an Dr. Tarina Druml-Leiler